Geschichte

Das Flussbett bei Emsdetten – die weiße Farbe an den Baumstämmen markiert den früheren Wasserstand

Entlang des unvollendeten Kanals

Im 18. Jahrhundert plante Clemens-August I. von Bayern, Fürstbischof von Münster, eine Schiffsverbindung zwischen Münster und Holland, den Seehäfen an der Nordsee. Nach dem ersten Spatenstich 1724 waren jahrelang zwischen 800 und 1.500 Arbeitskräfte im Einsatz.

Den vorläufigen Endpunkt bildete ab 1731 der „Clemenshafen“ am Frischhofbach in Neuenkirchen.

Nach dem Weiterbau des Kanals durch den Nachfolger Max-Friedrich von Königsegg-Rothenfels um sechs Kilometer war ab 1771 Maxhafen neuer Endpunkt des Kanals. Als dann, nach dem Wiener Kongress, im Jahr 1816 das Fürstbistum Münster endete, fiel das Münsterland an Preußen. Nach Übereinkünften zwischen Preußen und Holland und dem Wegfall drückender Zölle auf dem Rhein verlor der Handel auf dem Max-Clemens Kanal jedoch an Bedeutung. Instandsetzungsarbeiten unterblieben, das Kanalbett verschlammte.

1840 wurde der Frachtverkehr eingestellt. 


Ein Stück Heimatgeschichte

Die unter Denkmalschutz gestellten Überreste des Kanals spiegeln ein Stück lebendiger westfälischer Heimatgeschichte wider. Für etliche Wettringer Bauern war der Landfrachtverkehr am Max-Clemens Kanal ein guter Nebenerwerb. Teilweise betrieben Bauern sogar kleine Speditionen. Neben den transportierten Gütern wie Getreide, Baumwollwaren und Leinen für das aufstrebende Ruhrgebiet, war der Kanal auch für den Postverkehr bedeutend. Zunächst nach Clemenshafen und später nach Maxhafen wurde die Post über den Kanal gebracht und von dort aus mit Postkutschen weiter befördert. Über das im Jahre 1818 in Maxhafen errichtete Grenzsteueramt wurden die gesamten Gütertransporte nach Holland und zum Königreich Hannover abgewickelt. 


Zeichnung eines Schiffs mit zwei Häusern im Hintergrund Ende des Kanals zu Maxhafen im Jahre 1839. Schenk- und Gartenwirtschaft von Fabry. (Quelle: Gemeindearchiv Wettringen)

Besondere Vielfalt

Die noch Wasser führenden Abschnitte und trockenen Mulden auf der 38 Kilometer langen Kanalstrecke zwischen Maxhafen und Münster verlaufen unter den Dächern gewaltiger Eichen- und Buchenhaine. Auch hohe Pappeln und knorrige Weiden weisen den Weg. Bei Clemenshafen führt der Weg für einige Kilometer vom Kanal weg und verläuft am Rande des Naturschutzgebietes „Emsdettener Venn“. Wegen der besonderen biologischen Vielfalt sind das Emsdettener Venn und die angrenzenden Wiesen am Max-Clemens-Kanal zum europäischen Schutzgebiet geadelt. Die häufige und lang andauernde Überflutung der Wiesen kommt selten gewordenen Wiesenvögeln zugute, die hier unter anderem regelmäßig zur Brut schreiten.


Blick auf eine grüne Wiese Foto: cognitio

Übrigens

Der Verlauf des Radwegs bietet unter anderen Verbindungsmöglichkeiten mit dem Emsradweg, der RadBahn und dem historischen Rad- und Wanderweg im ehemaligen Munitionsdepot und heutigem Wohnort Reckenfeld. Die niederländischen Radtouristen können den Kanal-Radweg günstig über den Bahnradweg Ochtrup-Wettringen-Rheine erreichen. 


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